Am 7./8. April 2022 besuchte die Schulleitung der Gemeinschaftsschule Schaumberg Theley mit Schulleiter Henning Heinz, Konrektor Lothar Klauck und Didaktikleiterin Susanne Bleimehl die Laborschule Bielefeld. Nachdem der Schulleiter Rainer Devantié bereits im November 2019 im ProfiL Netzwerk GW eine Fortbildung zum Thema Individualisierte Unterrichtsformen und Partizipation in der Schule durchgeführt hatte, war der Wunsch groß, die Laborschule zu besuchen um sich die Konzeption vor Ort anzuschauen.
Die Laborschule Bielefeld ist eine Versuchsschule des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Jahre 1974 wurde sie nach den Ideen des Pädagogen Hartmut von Hentig zusammen mit dem benachbarten Oberstufen-Kolleg Bielefeld gegründet.
Als Versuchsschule des Landes hat sie den Auftrag, „neue Formen des Lehrens und Lernens und Zusammenlebens in der Schule zu entwickeln“. Komplementär zur Versuchsschule existiert die Wissenschaftliche Einrichtung Laborschule, die als Institut der Universität Bielefeld die Arbeit der Schule begleitet und evaluiert.
An der Laborschule Bielefeld werden Schüler der Jahrgänge 0 (Vorschuljahr) bis 10 unterrichtet, wobei die Übergänge von einem Jahrgang zum nächsten fließend sind. Die Schule unterteilt nicht nach Jahrgängen, sondern nach Stufen, die mehrere Jahrgänge zusammenfassen, sich teilweise überschneiden und altersgemischte Gruppen bilden. Notenzeugnisse werden erst in den Jahrgängen 9 und 10 erteilt.
Die Laborschule möchte ein Ort sein, an dem Kinder und Jugendliche gern leben und lernen. Sie möchte ihnen wichtige Grunderfahrungen ermöglichen, die viele von ihnen sonst nicht machen könnten. Leben und Lernen sollen, soweit dies möglich und sinnvoll ist, eng aufeinander bezogen sein. Der Unterricht folgt dem Prinzip Lernen an und aus Erfahrung.
Die Schule legt bei der Zusammenstellung der Lerngruppen großen Wert auf Heterogenität, sie sieht diese als Chance und Bereicherung. Daraus ergibt sich eine weitgehende Individualisierung des Unterrichts, die auf das unterschiedliche Lerntempo der Kinder und ihre individuell verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten Rücksicht nimmt.
Die Schule versteht sich zugleich als Gemeinschaft aller in ihr tätigen Personen, die einander in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptieren und achten. Was von erwachsenen BürgerInnen unserer Gesellschaft erwartet wird, soll hier im Alltag erlernt werden: das friedliche und vernünftige Regeln gemeinsamer Angelegenheiten. Solches Lernen geschieht durch Verantwortung und Beteiligung. In dieser „Gesellschaft im Kleinen“ lernen die Einzelnen, für übernommene Aufgaben und zunehmend auch für den eigenen Lernweg verantwortlich einzustehen.
In beeindruckender Weise konnte die Schulleitung der Gemeinschaftsschule Schaumberg die Umsetzung dieser Leitgedanken beobachten. Dies zeigte sich in vielfältigen Bereichen, so auch in der Umsetzung der Inklusion, denn die Laborschule versteht sich als Schule für alle und lebt dies auch. Dies erfolgt auch mithilfe der individuellen Lernangebote, die auch ihre räumliche Entsprechung finden und von den SchülerInnen gerne angenommen und umgesetzt werden. Die hierarchiearme Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen in einem multiprofessionellen Team ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, wie auch schließlich die Identifizierung der SchülerInnen mit ihrer Schule, die sie nicht nur als Lernort, sondern auch als Lebensort wahrnehmen.
Jeder konnten sehen, wie Offenheit, Zu- und Vertrauen bei einem innerstädtischen SchülerInnen-Klientel zum Bildungserfolg beiträgt und wie unaufgeregt alle Mitglieder der Schulgemeinschaft agieren und miteinander umgehen. Das war für die gesamte Gruppe vom Schaumberg sehr bereichernd und inspirierend.
„Was mich besonders beindruckte war, dass trotz dieser alternativen Herangehensweise der Schule die Anschlussfähigkeit aller SchülerInnen immer gewahrt blieb und über 60% des Jahrgangs 10 den Übertritt in die gymnasiale Oberstufe an anderen Schulen erreichten und dort erfolgreich ihr Abitur ablegen.“, so Schulleiter Henning Heinz, der das Fazit der Exkursion wie folgt zusammenfasste:
„Wir können als klassische Gemeinschaftsschule natürlich nicht jeden einzelnen Aspekt der Laborschule Bielefeld einfach übernehmen. Wir haben aber gesehen, dass es auch anders geht. Wir konnten uns auf unterschiedliche Weise inspirieren lassen und sind uns sicher, dass die Inspiration uns dabei hilft als Schule noch besser zu werden.“